Wird das Internet die traditionellen Medien völlig verdrängen?

Unter traditionellen Medien werden alle Medien verstanden, die vor der Erfindung des Internets existierten. Demnach zählen dazu Zeitungen und Zeitschriften, das Fernsehen und das Radio – alles, was die Kindheit unserer Eltern und Großeltern gekennzeichnet hat. In der Ära des Internets stellt sich die Frage, wie lange diese traditionellen Medien noch überhaupt am Leben bleiben können.

Wann war das letzte Mal, dass Sie die Nachrichten lesen wollten und deswegen zuerst daran dachten, die Zeitungen am Kiosk zu kaufen? Möglicherweise haben Sie auf Ihrem Handy die entsprechenden Apps schon installiert – warum würden Sie dann noch zusätzlich Geld für die Zeitungen ausgeben, die Sie eh später wegwerfen müssen? Außerdem sind die Apps viel lesefreundlicher – alle Informationen und Nachrichten sind von Ihnen nur einen Klick entfernt. Fast alle gedruckten Zeitungen sind nun auch online verfügbar. Bücher finden sich leicht auch im PDF Format. Das traditionelle Fernsehen wurde durch Online-Sender wie Netflix ersetzt. Erstaunlich ist auch, dass fast 20% der Benutzer des Netflix Kabelfernsehens berichten, sie hätten ihr Abonnement abgebrochen, weil sie ihre Lieblingsfilme und –serien lieber online schauen. Die Leute gehen nicht in traditionelle Casinos, weil sie alle ihre Lieblingsspiele wie El Torero online spielen können. Die populären Sozialnetzwerke nehmen uns zu viel Zeit in Anspruch, als dass wir noch Zeit für das Fernsehen oder das Radio finden könnten. Warum ist das so?

Benutzerfreundlichkeit

So kennzeichnend die traditionellen Medien für das letzte Jahrhundert waren, scheinen sie den Übergang in das 21. Jahrhundert nicht zu schaffen. Das liegt vielleicht daran, dass sie den Schritt mit der Zeit nicht halten. Man weiß immer, was man im Radio oder in den Zeitungen erwarten kann. Zudem sind die digitalisierten Medien viel benutzerfreundlicher – man kann sich die Inhalte auswählen, die man lesen oder hören möchte; man kann eigene Playlists erstellen, so dass man die Lieder, die man nicht mag, überhaupt nicht hören muss. Jeder Artikel und jedes Lied ist nur so viel entfernt, wie viel Zeit man braucht, es im Browser zu öffnen. Auch die Werbungen sind nach den Bedürfnissen und Wünschen des Benutzers gerichtet: was man im Google eingibt, erscheint später wahrscheinlich als Werbung auf dem Facebook.

Allerdings ist ein großer Vorteil, den die traditionellen Medien gegenüber den digitalisierten bewahren, der Überraschungsfaktor. Man kauft die Zeitungen, weil einem die Schlagzeilen die Aufmerksamkeit gezogen haben, aber darin findet man noch zahlreiche interessante Nachrichten oder Texte. Und wenn man das Radio einschaltet, hat man die Möglichkeit, etliche einem bisher unbekannte Lieder zu hören und neue Musik zu entdecken, die einem vielleicht besser gefallen wird, als die Lieder, die man schon tausendmal auf einem Streaming Service abgespielt hat. So wartet auf einen immer etwas Neues, wenn man die Zeitung aufmacht oder das Radio einschaltet.

Wahrheit oder Lüge?

Außerdem haben die Online-Nachrichten einen großen Nachteil gegenüber den Zeitungen – man weiß nämlich nie, ob das, was man liest, wirklich stimmt, oder ob sich jemand das aus Spaß ausgedacht hat. Fast jedem ist heute klar, dass die Inhalte, die man auf Internet findet, nur unter einer gewissen Distanz zu akzeptieren sind. Im Internet gibt es nämlich so viele Gerüchte und Lügen, dass diese Erscheinung sogar einen eigenen Namen bekommen hat – Fake News.

Was überwiegt?

Während beide Arten von Medien ihre Vorteile und Nachteile haben, müssen wir noch eine Tatsache in Betracht ziehen – nicht die ganze Welt hat einen Internetanschluss. Das mag zu weit hergeholt erscheinen, aber die Wahrheit ist, dass 50% der Welt kein Internet besitzt. 80% der Menschen in Afrika sind nicht online. Diese Statistik lässt sich nicht ignorieren. Die traditionellen Medien sind (noch) nicht tot. Sie mögen in etwa 5 Jahren völlig außer Gebrauch geraten, wenn die ganze Welt mit Smartphones überschwemmt ist, aber bis dann bleiben sie sicherlich noch am Leben.